
Wenn man an ein Frauenhaus in Deutschland denkt, stellt man sich in der Regel eine geschützte Unterkunft oder einen Zufluchtsort für Frauen und Kinder vor, die von Gewalt betroffen sind. Diese Einrichtungen bieten ihnen Unterkunft, Beratung und Begleitung. In Lima, Peru haben Freiwillige des MaZ-Programms die Möglichkeit, in einem der drei Frauenhäusern der „Asociación“ zu arbeiten. Eins davon befindet sich in 3 de Mayo, San Martín de Porres, Lima: La Casa de la Mujer Catalina Mc Auley. Allerdings unterscheidet sich diese Einrichtung deutlich von einem deutschen Frauenhaus.
Bildung und Gemeinschaft statt Unterkunft
La Casa de la Mujer – das Frauenhaus – gilt hier mehr als eine gemeinnützige Institution, welche darauf abzielt, Menschen mit knappen Ressourcen in den Gebieten San Martín de Porres und Los Olivos zu unterstützen. Es versteht sich eher als Bildungseinrichtung und Ort des Lernens, der Gemeinschaft und der Unterstützung – ein bedeutender Unterschied zu Frauenhäusern in Deutschland, die primär Schutz bieten. Hier geht es darum, Menschen durch Bildung und soziale Angebote zu stärken und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen. Das bedeutet: Nicht nur Frauen und Kinder, sondern auch Männer haben hier die Möglichkeit, an verschiedenen Workshops teilzunehmen. Von 9 Uhr morgens bis 18 Uhr abends finden, mit einer Mittagspause, verschiedenste Kurse statt. Von sportlichen Angeboten wie verschiedenen Tänzen, Full-Body-Workouts und Taekwondo über Englisch- und Deutschunterricht bis hin zu Zeichen- und Keramikkursen und vieles mehr. All das wird zu einem fairen und kostengünstigen Preis angeboten. Abends schließt das Frauenhaus um 18 Uhr.
Ein besonderes Sommerprogramm
Da in den Monaten Januar und Februar Sommerferien in den Schulen von Lima sind, bietet das Frauenhaus ein besonderes Sommerprogramm an. Besonders Kinder und Jugendliche haben dann die Möglichkeit an zahlreichen Workshops teilzunehmen. Beispielsweise sieht ein aktueller Montagvormittag im Frauenhaus folgendermaßen aus:
• 9:00 Uhr: Beginn verschiedener Workshops: Taekwondo für Jugendliche, „Habilidades Sociales“ (Ein Workshop, der Kindern hilft, soziale Fähigkeiten wie Kommunikation und Empathie zu entwickeln) und Mini-Chef (ein Koch- und Back Kurs für Kinder)
• 11Uhr: Weiter geht es mit Computerunterricht, Maniküre, Förderunterricht verschiedener Schulfächer und „Oratoria“ (Rhetorik- und Redekunst Kurs)
• 13 Uhr: Das Vormittagsprogramm endet.
Nachmittags finden weniger Kurse statt. Die Zeit wird dann von Mitarbeiterinnen und Freiwilligen des Frauenhauses besonders für organisatorische Dinge genutzt, oder zum Reinigen einiger Räumlichkeiten. Das Frauenhaus besitzt insgesamt 4 Stockwerke mit vielen Räumlichkeiten, wie einer Küche, einem Computerraum und großen Räumen, die dafür sorgen, dass mehrere Workshops gleichzeitig stattfinden können. Die Dauer der jeweiligen Kurse ist unterschiedlich, jedoch dauern sie meistens ein bis zwei Stunden.
Die Arbeit der Freiwilligen
Zwischen zahlreichen Workshops und Angeboten im Frauenhaus stellt sich auch die Frage: Was machen die MaZ Freiwilligen eigentlich vor Ort? Und was sind konkrete Aufgaben eines Freiwilligen im Frauenhaus? Generell variieren die Aufgaben je nach Einsatzbereich und Interessen/Fähigkeiten der Freiwilligen, sie umfassen aber häufig:
• Die Unterstützung bei der Organisation und Werbung für das Frauenhaus
• Erstellung von Teilnahmeübersichten und die Kontrolle von Anwesenheit
• Gestaltung von Flayern sowie die Betreuung der Social-Media-Kanäle (Instagram, TikTok)
• Mit steigenden Spanischkenntnissen: das eigenständige Anbieten von Workshops, oft sind dies Deutsch- und Englischkurse.
Das Frauenhaus in Lima unterscheidet sich zwar insgesamt von den klassischen Frauenhäusern in Deutschland, erfüllt aber eine ebenso wichtige Funktion für die Gemeinschaft. Es bietet Menschen aller Altersgruppen die Möglichkeit, sich weiterzubilden, neue Fähigkeiten zu erwerben und gemeinsam zu wachsen. Persönlich hat mir die Arbeit in diesem Frauenhaus nicht nur viel Spaß bereitet, ich konnte auch sehr viel lernen.
Lina Dams