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Nicht eins wie das andere: Das Frauenhaus in Cerro Candela, Peru

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Computerkurs für Frauen

Jedes Frauenhaus ist einzigartig!

Zu der Institution der MSC-Schwestern in Lima gehören insgesamt drei Frauenhäuser in verschiedenen Stadtvierteln. Letzten Freitag hatte ich die Möglichkeit, ein weiteres dieser Häuser zu besuchen: La Casa de la Mujer "Madre de la Misericordia". Dieses Frauenhaus liegt etwa 15 Minuten mit dem Bus und zu Fuß vom Wohnort der MSC-Freiwilligen entfernt, in einem angrenzenden Stadtviertel. Wie auch im Frauenhaus 3 de Mayo, finden hier an fünf Tagen pro Woche verschiedene Workshops statt. Auch das sogenannte Sommerprogramm für Schüler:innen in den Ferien wurde angeboten. Dieses neigte sich bei meinem Besuch in der vorletzten Februarwoche jedoch bereits dem Ende zu.

Frauenhaus ist Frauenhaus, oder?

Es gibt insgesamt drei Frauenhäuser der „Asociación Casa de la Mujer“. „Die sind doch bestimmt alle gleich!" – Nein, so einfach ist das nicht. Auch wenn das Grundprinzip dasselbe ist, unterscheiden sich die Frauenhäuser deutlich. Jedes Haus verfügt über ein eigenes Team, eine eigene Leitung sowie individuelle Workshops und Programme mit unterschiedlichen Zeiten und Gruppen.

Verschiedene Workshops in Cerro Candela

Mit Schulbeginn werden in Cerro Candela wieder vermehrt Nachmittagskurse angeboten. Insgesamt wurde im Sommer ein umfangreiches Programm angeboten: Seifen und Kerzen Workshop, Ballett, Wimpern und Make-up Kurs, Massagetherapie, Kochen und Backen für Kinder, Computerkenntnisse, Mathematik…und vieles mehr. Insgesamt zählte das Frauenhaus 279 Teilnehmer am Sommerprogramm in diesem Jahr. Diese Workshops fanden in einem ausgewählten Stundenplan statt. In diesem waren viele dieser Angebote nochmal in bis zu 3 Gruppen aufgeteilt, welche ermöglichten mit Gleichaltrigen zu arbeiten, und die Gruppen auf etwa zehn Kinder oder Jugendliche zu beschränken. Während meines Besuchs im Frauenhaus "Madre de la Misericordia" konnte ich vier Workshops näher kennenlernen:

1. Im Mathekurs vertieften zu dem Zeitpunkt ca. 4 Kinder im Alter von ca. 6-8 Jahren gerade ihre Kenntnisse zu dem Thema Brüche. Dies geschah in einem lockeren, unterrichtsähnlichen ambiente, in dem jedes einzelne Kind gut betreut werden konnte.

2. Weiter ging es mit dem Kosmetologie-Kurs. Dort lernten die jungen Erwachsenen das Verarbeiten und das Aufkleben von künstlichen Wimpern. Dies übten sie zunächst, indem sie Haar für Haar mit einer Pinzette probeweise auf eine Vorlage klebten. Gute Augen und eine Lupe waren dabei unerlässlich, da die feinen Wimpern gar nicht so leicht zu sehen waren.

3. Mini-Chef: Dieser Kurs richtete sich an Kinder und brachte ihnen das Backen und Kochen näher. Vergangenen Freitag bereiteten die Teilnehmer:innen einen Nachtisch zu. Ein Keks war die Basis für das Gebäck. Darauf eine weiße Mousse mit Maracuja Geschmack, zubereitet aus frischer Maracuja. Am Schluss wurde dies alles in flüssige Schokolade getaucht. Mit ca. 8-10 Kindern pro Kurs wurde die Arbeit meistens aufgeteilt: Das bedeutete, dass 2 Kinder mit Hilfe einer der 2 Kursleitern, die Maracuja pürierten, während eine andere Gruppe die Glasur vorbereitete oder die Mousse. So gelang ein leckerer Nachtisch, welchen die Kinder am Ende natürlich mitnehmen durften, sowie das Rezept.

4. Im Massagekurs legten die drei Teilnehmerinnen am letzten Tag ihre Abschlussprüfung ab. Diese soll zeigen, was die Schülerinnen gelernt hatten. Eine Person wurde massiert, während die anderen verschiedene Massagetechniken anwandten. Geübt wurden Rücken-, Nacken-, Bein-, Fuß-, Hand- und Gesichtsmassagen unter Verwendung verschiedener Öle und unter Einhaltung von Hygienestandards. Die Schülerinnen mussten dabei nicht nur die Techniken beherrschen, sondern auch die entsprechenden Körperteile korrekt benennen können. Besonderes Augenmerk lag darauf, wie das Wohlbefinden der Kund:innen gefördert werden kann – etwa durch den richtigen Abstand, eine gute Raumlüftung und das Beachten nonverbaler Signale. Auch medizinische Massagen und Anwendungen bei Schmerzen waren Teil des Unterrichts. Am Ende bestanden alle Teilnehmerinnen die Prüfung. Der Kurs endete für alle spätestens um 12:30 Uhr, und somit auch das Sommerprogramm.

Zum Schluss kann ich nur betonen, dass ich mich, obwohl mir das Frauenhaus zuvor weitgehend unbekannt war und ich dort nicht gearbeitet habe, sehr wohl und herzlich willkommen gefühlt habe. Es war spannend, Workshops mitzuerleben, die ich bisher noch nicht kannte.

Lina Dams